Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte in der KurOase im Kloster

Der Bundespräses über Kneipp, Kolping und Entschleunigung
Adolph Kolping – Ein Mensch, der begeistert: Anlässlich eines besonderen Arrangements des Original Kneipp-Hotels KurOase im Kloster kam Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte für vier Tage in die Kneipp-Stadt Bad Wörishofen.

Priester Josef Holtkotte, der aus dem Erzbistum Paderborn stammt und jetzt in Köln lebt, ist seit sieben Jahren Bundespräses des großen Sozialverbands Kolping. Rund 240.000 Mitglieder gehören bundesweit dem Verband an. Im Interview hat er verraten, wie man es schafft, Prioritäten zu setzen und auch im Alltag die eigenen Werte zu verfolgen.

KurOase: Guten Morgen Herr Holtkotte. Ich freue mich, dass wir uns heute unterhalten können. Vor fast 200 Jahren hat Priester Sebastian Kneipp selbst hier in der KurOase im Kloster gewirkt und seine Wassertherapie entwickelt. Was macht dieses Haus für Sie besonders?

Bundespräses Holtkotte: Die KurOase im Kloster ist ein sehr einladendes Haus. Es ist ein Ort, der schon an sich zur Ruhe und geistlichen Einkehr einlädt. Ein kraftvoller Ort. Das Hotel hat ein sehr hohes Niveau und richtet sich nach den Menschen aus, die hierherkommen. Man möchte hier den ursprünglichen Charakter leben und erhalten und den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Das geschieht beispielsweise durch die Kneipp-Angebote. Das angrenzende Kloster der Dominikanerinnen und der weitläufige Klostergarten machen die KurOase im Kloster einzigartig.

KurOase: Seit 2005 gehört die KurOase im Kloster zu den Hotels der Kolping-Gruppe. Welche Verbindung sehen Sie zwischen Kolping und Kneipp?

Bundespräses Holtkotte: Sie haben eine besondere Verbindung. Beide Priester lebten im 19. Jahrhundert, ungefähr um dieselbe Zeit. Auch wenn sie sich, meines Wissens nach, nie kennengelernt haben, verbindet sie ihr Menschenbild. Beide hatten einen Blick für die Menschen und ihre Sorgen und Nöte, sie haben beide für die Menschen gearbeitet, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Kolping und Kneipp waren besondere Priestertypen und alles andere als bequem. Sie waren sehr menschennah. Sie haben erkannt, dass es den Menschen hier auf der Erde gut gehen muss, nicht erst im Himmel. Denn der Auftrag ist, hier in dieser Welt zu agieren. Hier in der KurOase im Kloster steht der Mensch im Mittelpunk. Somit haben wir die Verbindung zwischen Kneipp, Kolping und der KurOase im Kloster.

KurOase: Die geistlichen Tage in der KurOase im Kloster stehen unter dem Motto „Adolph Kolping – Ein Mensch, der begeistert“. Wie findet sich Kolping in der KurOase wieder?

Bundespräses Holtkotte: Die Ideen Adolph Kolpings werden von den Menschen hier gelebt. Verschiedene Aspekte werden an die Gäste herangebracht.  Jeden Tag liegt ein Wort von Kolping auf dem Bett oder man findet kleine Infotexte auf dem Zimmer. Seine Einstellung dem Menschen gegenüber wird auch durch das Wissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergegeben. Auch die Angebote, wie zum Beispiel die geistlichen Tage, machen deutlich, dass man Kolping leben und seine Werte weitergeben möchte.

KurOase: Wir leben ja heutzutage in einer sehr hektischen Zeit. Denken Sie, ein Urlaub im Kloster kann helfen, das eigene Leben etwas zu entschleunigen?

Bundespräses Holtkotte: Auf jeden Fall. Man kann die KurOase im Kloster als einen Ort der Entschleunigung sehen. Nach dem Motto „Alles kann, nichts muss“ kann man hier auch einfach etwas mitnehmen. Es ist ja auch interessant, sich auf so einen Aufenthalt einzulassen. Man sieht und erlebt die Schwestern, kann an den Gebetszeiten teilnehmen oder einfach nur das Haus erkunden. So können vielleicht auch Dinge in sich selbst entdeckt werden, die durch diesen Ort hervorgerufen werden.

KurOase: In der KurOase im Kloster wird beispielsweise gemeinsam gegessen, Gäste werden also gemeinsam an einen Tisch gesetzt. Denken Sie, das fördert dieses Entdecken und Reflektieren?

Bundespräses Holtkotte: Ich habe erlebt, dass die Leute das begrüßen. Es ist vielleicht im ersten Moment etwas befremdlich, mit einer fremden Person am Tisch zu sitzen. Aber es eröffnet ganz neue Perspektiven und Gesprächssituationen. Ich wurde beispielsweise gefragt, was ich denn als Bundespräses eigentlich für eine Aufgabe hätte. Wären wir nicht an einem Tisch gesessen, hätte sich dieses Gespräch wohl nie ergeben. Ich finde es schön, dass die Leute bereit sind, in eine Kommunikation zu gehen. Durch das gemeinsame Essen ergibt sich diese Möglichkeit nur durch eine an sich kleine Veränderung.

KurOase: Haben Sie einen Tipp, wie man es schafft, auch zurück im Alltag Prioritäten zu setzen und das eigene Leben etwas zu entschleunigen?

Bundespräses Holtkotte: Ich denke, es ist auf jeden Fall wichtig, Akzente zu setzen. Je bewusster man versucht, kleine Zeiten in den Alltag einzubauen, desto eher schafft man es auch, sich bewusst Zeit zu nehmen. Beispielsweise kann man sich jeden Tag vornehmen – auch nur fünf Minuten – zu reflektieren, Stille zu halten, zu beten, einem guten Gedanken nachzugehen. Man sollte sich also selber Brücken im Leben bauen, die einladen, und diese auch gehen. So ist es auch mit religiösen Elementen. Je bewusster ich sie einbaue, desto sicherer ist es, dass ich auch die Zeit habe.

KurOase: Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingsort in der KurOase im Kloster?

Bundespräses Holtkotte: Ja, ich denke, der Garten. Der ist wirklich besonders schön und strahlt viel Ruhe aus. Der Duft der Kräuter erfüllt die Luft, toll sind auch die verschiedenen Rosenarten, vor allem die Kneipp-Rose. Im Garten kann man wunderbar entspannen und seine Gedanken schweifen lassen. Ab und zu sieht man hier auch die Klosterschwestern und kann das persönliche Gespräch mit ihnen suchen.

KurOase: Sie sind nun seit sieben Jahren Bundespräses bei Kolping. Wie würden Sie Ihre persönliche Beziehung zu Kolping beschrieben?

Bundespräses Holtkotte: Adolph Kolping begleitet mich bereits mein ganzes Leben lang. Wie seine Ideen gelebt werden, habe ich auf unterschiedlichen Ebenen erlebt. Zunächst war ich Gruppenleiter und Vorstandsmitglied in meiner Jugend in meiner Heimatstadt Castrop-Rauxel. Hier habe es besonders geschätzt, dass man sich bereits als Jugendlicher einbringen kann und ernst genommen wird. Nach meiner Weihe zum Priester war ich Präses einer Kolpingsfamilie, später Bezirkspräses und erhielt wieder eine andere Perspektive im Blick auf Adolph Kolping. Als Diözesanpräses von Paderborn mit einem großen Verband und Bildungswerk gab es wieder neuen Gestaltungsraum. In meiner Zeit als Pfarrer und Studierendenseelsorger an der Universität Bielefeld habe ich weiterhin meine Kontakte zu Kolping gepflegt. Das ist ja ein tragendes und begleitendes Netzwerk. Als ich Ende 2012 zum Bundespräses gewählt wurde, konnte ich meine Erfahrungen aus allen Blickrichtungen für meine heutige Arbeit einbringen. Ich verstehe die Zusammenhänge ganz anders und fühle mich geerdet.

KurOase: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Holtkotte.

Interview: Marie-Therese Abler / Die Kolping Akademie

10.09.2019
« zurück
Nicht viele Anwendungen heilen, sondern die rechten
Anwendungen und in der rechten Weise gemacht.